Addieren oder Multiplizieren Die
Crux der Ventilkombinationen
Gunter Ziegenhals, In: Restle; Breternitz:
Valve.Brass.Music.200 Jahre Ventilblasinstrumente, Nicolaische
Verlagsbuchandlung GmbH, Berlin 2014
Der Beitrag beschäftigt sich mit den
Eigenfrequenzen von in verschiedenen Rohren eingeschlossenen
Luftsäulen. Ausgehend vom streng zylindrischen Rohr, werden
zunächst dessen Eigenfrequenzen mit denen einer b-Trompete
verglichen. Darauf aufbauend erfolgt die Suche nach der
Entstehung der Naturtonreihe, wobei diesmal über den
Zwischenschritt des konischen Rohres das zylindrische Rohr
schrittweise mit dem Exponentialverlauf der Trompete verknüpft
wird. Die Betrachtungen beruhen zum einen auf theoretischen
Überlegungen zum anderen auf Messungen an den diskutierten
Objekten. Als zunächst letzter Schritt wird das Mundstück
hinzugefügt.
Nach der Diskussion der idealen Naturtonreihe hinsichtlich ihrer
Lage in Bezug auf verschiedene Stimmungen widmet sich der Aufsatz
den Problemen beim Zusammenschalten einzelner Rohrlängen, wie es
bei den Ventilblasinstrumenten realisiert ist. Die Diskrepanz
zwischen der Addition der Rohrlängen und der Multiplikation von
Frequenzwerten mit den Intervallfaktoren zum Weiterschreiten von
musikalischen Ton zu musikalischen Ton führt zu z.T. erheblichen
Stimmungsproblemen. Diese und mögliche Lösungen werden
diskutiert.
Akustische Untersuchungen zu
Klangeigenschaften von Barockgitarren und Gitarren von Richard
Jacob Weißgerber
Gunter Ziegenhals
www.studia-instrumentorum.de/MUSEUM/PDF/2016_ziegenhals.pdf
(veröffentlicht Februar 2017)
Die Hypothese, dass Richard Jacob mit seinem Tielke-Modell ein eigenes Klangpostulat realisieren wollte, wird durch akustische Messungen bestätigt. Der Vergleich der Frequenzkurven von historischen Barockgitarren1 mit denen des Tielke-Modells (Opus-Nr. 24.6.6., Markneukirchen 1923) und eines Torres-Modells (Opus-Nr. 29.0/1., Markneukirchen um 1930) von Weißgerber zeigt das deutlich. Bei den beiden Weißgerbergitarren fällt die große Ähnlichkeit der beiden Frequenzkurven im unteren Bereich auf. Das Tielke-Modell zeigt das Verhalten des nach höheren Frequenzen hin verschobenen Torres-Modells. Auffällig ist die Abstimmung von Hohlraumresonanz und erster Deckenresonanz bei beiden Instrumenten. Sie entspricht einer Oktave bzw. etwas unter einer Oktave. Weiterhin ist bemerkenswert, dass die erste Deckenresonanz bei beiden Weißgerberinstrumenten praktisch nicht untergliedert ist. Das deutet auf eine gleichartige konstruktive Grundidee hin. Bei den Barockgitarren hingegen liegen die Abstände zwischen Hohlraum- und Deckenresonanz sehr deutlich über einer Oktave. Hinzu kommt die starke Untergliederung der ersten Deckenresonanz. Interessant ist, dass die Maxima im Bereich der ersten Deckenresonanz der Barockgitarren von Dieter Schossig hinsichtlich ihrer Frequenz erheblich (rund 100 Hz) über dem Wert beim Tielke-Modell liegen. Die Hohlraumresonanz zeigt andererseits eine klanglich relevante niedrigere Frequenz als im Fall des Tielke-Modells. All diese signifikanten Unterschiede weisen eindeutig auf grundsätzlich verschiedene konstruktive Grundkonzepte zwischen den Barockgitarren bzw. deren Nachbauten und dem Tielke-Modell Weißgerbers hin.