Technologie
Im Bereich Technologie betreibt das IfM
Forschung und Entwicklung zu konstruktiven Details, der Anwendung
moderner Produktionsverfahren sowie zum Einsatz neuer Materialien
unter Beachtung akustischer Erfordenisse. Erfahrungen liegen z.B.
auf den Gebieten der Füge-, Montage-, Oberflächen- und
Stimmprozesse sowie der Lasertechnologie vor. Auf dieser Basis
können wir die Entwicklung und den Bau von Geräten für
spezielle Meß- und Prüfaufgaben bzw. bei der Entwicklung von
Prüftechnologien unterstützen. Oft steht das Problem der
Anpassung handelsüblicher Meßtechnik an spezielle Probleme.
Mit der verfügbaren Gerätetechnik sind darüber hinaus Standard
- Werkstückprüfungen u.a. bzgl. der Messung von Rauheiten, der Wanddicken
geometrisch komplizierter Teile, sowie die Inspektion von
Hohlkörpern mittels Endoskopie möglich. In der hauseigenen
Werkstatt können spezielle Vorrichtungen, kleinere
Automatisierungslösungen aber auch spezielle Instrumente oder
Demonstrationsmuster gebaut und erprobt werden. Nachfolgend
einige Beispiele:
Vergütung von Resonanzholz durch Tränkung mit Chemikalien Insbesondere Anfang der 1990er Jahre
fand das Problem der akustischen Verbesserung von
Resonanzholz durch das Einbringen verschiedener
Tränkmittel in der Fachwelt Interesse. Ausgangspunkt
dafür waren Vermutungen, dass geflößtes Klangholz,
welches von namhaften italienischen Geigenbaumeistern im
18. und 19. Jahrhundert verwendet wurde, eine akustische
Verbesserung eben durch diese, wenn auch vermutlich
ungewollte, chemische Behandlung erfahren hatte.
Veröffentlichungen (1) und z.T. auch Patente (2)
beinhalten die Aussage, dass durch Tränkung mit
unterschiedlichen Chemikalien (meist anorganischen
Salzen, aber auch Harnstoffharzen) Verbesserungen im
Festigkeitsbereich und akustischen Größen ( Dämpfung,
Schallgeschwindigkeit ) erreicht wurden. (1) Yano, Hiroyuki: Improvements of
acoustic properties of wood for musical instruments by
chemical modification, Department of Forestry, Kyoto
Prefectural University, Sakyo-ku, Japan , Vortrag in
Nancy, Frankreich 10/1992 |
Metallkleben
im Blasinstrumentenbau Im
Rahmen eines Forschungsvorhabens galt es die
Möglichkeiten des Metallklebens im Blasinstrumentenbau,
insbesondere bei Blechblasinstrumenten und Saxophonen zu
untersuchen und eine Auswahl geeigneter Klebstoffe zu
treffen. Bisher sind keine systematischen Untersuchungen
zum Metallkleben im Blasinstrumentenbau bekannt. UV-anaerob härtender Loctite
128 500 Cat.-Nr. 15250 Parallel zur Temperaturbeständigkeitsprüfung erfolgte die Prüfung der Klebstoffe durch Polieren mit Polierscheibe und -paste am Polierbock. Dabei treten gleichzeitig die höchste mechanische und thermische Belastung der Klebverbindung auf. Diesen außergewöhnlich hohen Belastungen wider-standen bei Rohr-Rohr-Verbindung die o.g. drei Klebstoffe und bei der Rohr-Säulchen-Verbindung, die Klebstoffe Loctite 128 500 und Agomet F 120 und bedingt Agomet F 330. |
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Mit diesen drei Kleb-stoffen sind
weitere Prüfungen der dynamischen Schlag- und
Schwellkraftfestigkeit erfolgt. Bei den dynamischen
Messungen konnte bei den drei geprüften Klebstoffen kein
Unterschied zwischen den Prüfproben, die Temperaturen
von 21°C und 160°C über 40 Minuten ausgesetzt waren,
in der Schlagfestigkeit (spez. Schlagarbeit) und
Schwellfestigkeit festgestellt werden. Die höchsten
statischen und dynamischen Festigkeitswerte sowie
Temperaturbeständigkeit erreicht der Kleber Loctite 128
500. Er besitzt weitere Vorteile durch die UV-Aushärtung
des Klebfugenrandes. Dadurch kommt es zu keiner Bindung
mit Staub und Schmutz sowie zu keinen Reaktionen mit dem
Fügeteilwerkstoff und der Lackbeschichtung. Die
Klebverbindungen sind alterungsbeständig gegen Öl,
Reinigungsmitteln, Speichel, Entzinnung und
Entlackungsbädern. Alle geprüften Klebstoffe sind elektrisch nicht leitend und damit die Klebverbindungen nicht galvanisierbar. Mit der geforderten Festigkeits-, Alterungs- und Temperaturbeständigkeit ist kein elektrisch leitender Klebstoff auf dem Markt. |
Im IfM werden auf dem
Markt befindliche Holzklebstoffe auf
ihre Eignung für kompliziertere Montageklebungen und
für spezifische Anforderungen im Musikinstrumentenbau
u.a. Bereichen untersucht. Die Prüfung der
Trockenbindefestigkeit (Klebfestigkeit) nach Euronorm
erweist sich als ein zwar notwendiges, aber keineswegs
hinreichendes Verfahren, um die Eignung eines Klebstoffes
zu beurteilen. Von Bedeutung sind ferner Lagerfähigkeit
und Preis, die technologische Handhabung,
Werkzeugabnutzung und Lackverträglichkeit,
Reparaturfreundlichkeit, das Verhalten in zeitweilig
feuchterem Umgebungsklima, Fugenfüllung bei ungenauen
oder klaffenden Passungen oder bei rauhen Oberflächen,
besonders aber die Widerstandsfähigkeit gegen
Dauerbelastungen, wie sie z.B. aufgrund "gewollter
Spannungen" im Musikinstrument auftreten. Mangels
eines gültigen Standards wird für deren Prüfung eine
zeitraffende Arbeitsweise angewandt, die sich an einer
früheren, zeitweilig genormten Methode orientierte. Das Bild zeigt eine einfache, aber wirkungsvolle Vorrichtung zur gleichzeitigen Belastung mehrerer Klebeproben unter gleichen Bedingungen. Löst sich eine Klebeverbindung, so bleiben die Bedingungen für die anderen Proben trotzdem konstant. |
Lasertechnologie beim Stimmen von Akkordeonstimmplatten Traditionell werden beim automatischen Stimmen von
Akkordeontonzungen diese mittels einer Schleifscheibe am
vorderen Ende bearbeitet. Da ein schleifen am hinteren
Ende nicht möglich ist, kann das Stimmen nur in eine
Richtung "höher" erfolgen. Die Zungen müssen
in der Vorfertigung also in jedem Falle auf "zu
tief" eingestellt werden. Materialabtrag am vorderen
freien Ende der Zunge führt zur Tonerhöhung;
Materialabtrag am festen hinteren Ende zu einer
Tonerniedrigung. Diese Methodik weist weitere Nachteile
auf. Beim Stimmen kommt es zu hohen Geräuschpegeln,
starker Staubentwicklung und nur geringen Standzeiten der
Schleifscheiben. Weiterhin kann während des Abttragens
die aktuelle Tonhöhe nicht gemessen werden. |
Ritzhärtebestimmung
von Lacken Lackierungen mit gutem Gebrauchswert müssen neben hoher Haftung und Elastizität eine den (Gebrauchs-) Anforderungen entsprechende Härte aufweisen. Bei dem Versuch, diese Eigenschaft physikalisch exakt zu definieren, stößt man auf Schwierigkeiten. Die Härte stellt einen komplexen Kennwert dar und ist stets im Zusammenhang mit dem angewandten Prüfverfahren zu gebrauchen. Im Allgemeinen versteht man unter Härte den Widerstand einer Werkstoffoberfläche gegen plastische Verformung durch einen genormten Eindringkörper. Der bleibende Eindruck dieses Eindringkörper wird präzise vermessen und stellt einen Wert für die Härte dar. Im Falle unserer sehr dünnen Lackschichten sind aber eher die inneren Kohäsionskräfte gefragt, als die Deformation der Oberfläche, sodass diese Definition hier nicht sinnvoll erscheint. |
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Eine Erweiterung erhält die Härtedefinition durch Berücksichtigung der bereits 1822 von Mohs veröffentlichten Härteskala. [HÜTTE 1991] Ein Stoff ist danach härter als ein anderer, wenn er bei gegenseitiger mechanischer Beanspruchung die Kollision ohne Verletzung übersteht. Eine solche Definition von Härte bezieht sich weniger auf Deformierbarkeit und Widerstand bei Krafteinwirkung als mehr auf die innere Festigkeit und damit auf die Kohäsionskräfte des zu beurteilenden Stoffes. Eine für uns passende Definition! Leider enthält die Mohs´sche Härteskala keine Polymeren als Referenzsubstanzen. Es musste also nach einer anderen Methode gesucht werden, die in der s. g. Ritzprüfung nach DIN EN ISO 1518 gefunden wurde. Die Norm legt ein Verfahren fest, mit dem unter definierten Bedingungen der Widerstand eines Lacksystems gegen das Eindringen eines Ritzstichels mit halbkugelförmiger Spitze bestimmt wird. Dabei wird die Mindestlast bestimmt, unter der der Ritzstichel mit zunehmender Belastung die Beschichtung bis zum Substrat durchdringt. Im IfM wurde dafür eine spezielle Messeinrichtung konstruiert und gebaut (Abbildung 3). Der Ritzstichel des Gerätes wird mit einer konstanten Geschwindigkeit von 30...40 mm/s über die Probe gezogen, wobei die Bewegung durch einen Pneumatikzylinder erzeugt wird. Bei der Bewegung wird die auf den Ritzstichel wirkende Kraft linear erhöht. Zur Bewertung der Ritzhärte wird die Kraft verwendet, die benötigt wird, den Lack zu durchdringen. |